Nach einer positiven Bilanz für das Jahr 2021 fällt die Konjunkturprognose in der Baubranche 2022 glimpflich aus. Die Spitzenverbände prognostizieren eine positive Entwicklung mit einem geschätzten Umsatzwachstum von rund 5,5 Prozent. Günstig für die Marktentwicklung der Baubranche - vornehmlich im Bereich Innenausbau und Modernisierung, ist die konstant hohe Nachfrage nach Wohnraum. Die ambitionierten Zielvorgaben der neuen Bundesregierung im Wohnungsbau könnten die Anzahl der jährlichen Baufertigstellungen um bis zu 30 Prozent erhöhen.
Während der private Wohnungsbau derzeit von den politischen Weichenstellungen profitiert, bleiben die Prognosen für Wirtschaftsbauten – aufgrund der jüngsten Krisen – negativ. Corona-bedingt stieg die Nachfrage nach Lager- und Logistikflächen, jedoch mussten andere Branchen wie das Hotel- und Gastgewerbe die meisten Investitionsvorhaben einbüßen. Die Folge war: Eine geringe Auftragslage für Unternehmen im Innenausbau.
Der Trend kontinuierlich steigender Preise von Immobilien hält 2022 weiter an. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft müssen deutschlandweit jährlich rund 308.000 neue Wohnungen gebaut werden, um den Wohnungsbedarf langfristig zu decken. Diese Entwicklungen scheinen aufgrund vieler Auftragsmöglichkeiten gerade für die Baubranche günstig zu sein. Dennoch besteht kein Grund zur Konjunktureuphorie, da Beschaffungs- und Energiekosten weiterhin hoch bleiben. Zum anderen haben die Preise für den Neubau von Wohngebäuden in Deutschland 2021 den höchsten Anstieg gegenüber dem Vorjahr seit 1970 zu verzeichnen.
Das steigende Digitalisierungsniveau anderer Branchen und Best-Practice-Beispiele verhelfen der Bauwirtschaft dazu, dass die Digitalisierung schneller als zuvor voranschreitet.
Unternehmen fokussieren 2022 interne Produktivitätssteigerungen für Prozesse und Arbeitsabläufe, mit dem Ziel die daraus resultierende Zeit- und Kosteneinsparungen an anderer Stelle einzusetzen. Diese Investitionen, die Erschließung neuer Zielgruppen und Absatzmärkte und die Erweiterungen bestehender Geschäftsmodelle sorgen langfristig für neue, digitale Branchenlösungen, sodass der Rückstand der Baubranche 2022 gegenüber mittelständischen Unternehmen anderer Branchen verringert wird.
Die Senkung des Material- und CO2- Verbrauchs sowie effizientere Produktionen und Leistungserbringungen gelten als zentrale Herausforderungen der Baubranche in 2022.
Um neuen Herausforderungen zu begegnen können Unternehmen in der Bauwirtschaft 2022 auf zwei Erfahrungswerte zurückgreifen: zum einen auf das während der Corona-Krise erhaltene Kapital und Wissen, zum anderen die staatlichen Förderungen für digitale Vertriebskanäle. Aus diesem Grund ist zu erwarten, dass sich der im Jahr 2021 erzielte Produktivitätszuwachs in der Baubranche 2022 weiter verstärkt.
Die Marktentwicklung in der deutschen Designwirtschaft korreliert positiv mit jenen der Innenausbau-Branche. Während die Umsätze in der Designwirtschaft zwischen 2009 und 2019 mit ø 1,76% Wachstum kontinuierlich stiegen, ist 2020 erstmalig ein Rückgang des Gesamtumsatzes zu verzeichnen. Nicht zuletzt, weil es durch die Corona-Pandemie zu Engpässen in Lieferketten für Materialien und Rohstoffen kam.